Nach dem Shutdown im April hat die Schwinn Beschläge GmbH am 4. Mai 2020 die Kunststoffproduktion in Ober-Ramstadt bis zu 60 Prozent wieder hochgefahren. Logistik, Versand und Warenannahme arbeiten voll. Die Produktion in Polen lief in der Zwischenzeit uneingeschränkt weiter. Wegen geringerer Bestellvolumina polnischer Kunden konnten Lieferrückstände aufgeholt und Lieferzeiten signifikant verkürzt werden. Waren aus China erreichen das Unternehmen per Luft- und Seefracht. Für Geschäftsführer Oliver Hoffmann sind das gute Voraussetzungen: „Wir sind handlungsfähig, produzieren und liefern, ob aus Europa oder Asien. Der Kunde profitiert vom ‚double sourcing‘.“
Es ist eine doppelte Herausforderung für das Unternehmen, das seit 1. März 2020 die Insolvenz in Eigenverwaltung managt. Auch die Schwinn Beschläge GmbH bekam die Auftragsrückgänge zu spüren, die sich in Folge der Schließung der Möbelhäuser in ganz Europa ergaben. Trotzdem erreichte der Zulieferer den für April avisierten Umsatz: Einige Kunden ließen aus Kulanz trotzdem Griffe, Knöpfe, Möbelfüße und Haken anliefern.
Wie sich die Lage in den nächsten Monaten weiterentwickelt, bleibt abzuwarten. Hoffmann rechnet zunächst mit weiterer Kaufzurückhaltung. Der für Mai geplante Umsatz soll aber auf jeden Fall die Kosten decken. Die Auftragsbestände und für den Monat bestätigte Aufträge stimmten zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht werden kann. Das wäre auch eine Grundvoraussetzung, um die Eigenverwaltung aufrechtzuerhalten.
„Positive Signale“
Für Schwinn geht es nun darum, die Liquidität weiter so zu steuern, dass die Eigenmittel ausreichen. Das Kurzarbeitergeld und ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Reduktion aller Kosten, die nicht unmittelbar der Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes dienen, helfen dabei, das Unternehmen mit definierten Kosten durch die Krise zu steuern. „Je besser uns das gelingt“, sagt Hoffmann“, umso eher können wir eine Entscheidung in Bezug auf eine Übernahme herbeiführen.“ Vier Investoren hatten dazu bereits erste Konzepte vorgelegt, ihre Entscheidung aber aufgeschoben, da die Beurteilung der Absatzlage im Moment schwierig sei.
„Die Ausgangslage für die Schwinn Beschläge ist trotz der sehr turbulenten Zeit nicht aussichtslos“, schätzt Oliver Hoffmann. „Wir sehen durchaus positive Entwicklungen, zumindest für die europäisch produzierenden Betriebe.“ Die nächste Zeit werde zeigen, ob die angedeutete Rückbesinnung auf näherliegende Produktionsbetriebe wirklich eintritt. Unter dem Slogan „made in Europe“ richtet Schwinn derzeit seine Beschaffungsketten aktiv danach aus.